Offener Brief des Vorstands des Buckfastimkerverbands an die Verantwortlichen von BienenSchweiz vom 25. Junli 2023
In Sorge um den imkerlichen Frieden – für mehr Fairness unter den Zuchtverbänden
Geschätzte Mitglieder des Zentralvorstands, geschätzter Zentralpräsident, lieber Mathias Götti
In grosser Sorge beobachten wir Buckfastimkerinnen und -imker in den letzten Monaten ein massiv verschlechtertes Klima unter uns Bienenfreunden. Verleumdung, Schlechtmachen und das Verbreiten von absurden Falschinformationen vergifteten das Klima.
Letzter Auslöser unseres offenen Briefes ist der SRF-Dokfilm «Das Bienendilemma», der am 22. Juni ausgestrahlt wurde und, auf diesem Film basierend, ein grosser Artikel der verantwortlichen Filmemacherin Isabella Sedivy im «Schweizer Bauer» vom 12. Juli. Vorangegangen war eine Debatte im Zürcher Kantonsrat vom 30. Januar, über die auch die SBZ völlig unkritisch berichtet hatte. Auch das angestrebte neue Zuchtreglement von apisuisse und die neue Ausrichtung des Bundesamts für Landwirtschaft für Förderbeiträge an die Bienenzucht scheinen uns vom ähnlichen Geist geprägt.
In der Schweiz sind drei Unterarten der Honigbiene offiziell anerkannt: die Dunkle Biene, die Carnica-Biene und die Buckfast-Biene. BienenSchweiz als Verband aller Bienenzüchter und -züchterinnen in der Deutschschweiz steht unserer Meinung nach in der Verantwortung, ein gütliches Miteinander der Imkerschaft zu fördern und sich jedem «BienenRassismus» entschieden entgegenzustellen.
Genau diese Ausgrenzung und Verunglimpfung geschehen aber in Publikationen in Presse und TV zunehmend öfter, untermauert mit einseitigen Aussagen bestimmter Imkerinnen und Imker. Da werden Realität und Phantasie, Fakten und wissenschaftlich völlig unhaltbare Aussagen kunterbunt durcheinandergewürfelt, durchsetzt mit Anfeindungen gegen Bienenhalter mit «bösen» Bienen und Huldigungen jener mit den «guten» Bienen – also die mit der Dunklen Biene. Jeder, der ein wenig von Bienenhaltung und -zucht versteht, erkennt diese Verleumdungen sofort. Ohne tatsächlich bestehende Probleme in der Bienenzucht zu bestreiten, halten wir fest:
- Wir Buckfastzüchter halten keine einseitig auf «Hochleistung» gezüchtete «Kunstrasse». Genauso wenig trifft das auf die Kolleginnen und Kollegen der Carnica zu. Unsere Buckfast-Biene geht übrigens nota bene auf die Dunkle Biene zurück, der vor rund 100 Jahren um einer besseren Krankheitsresistenz wegen die italienische Ligustica eingekreuzt wurde. In der Buckfastzucht geht es überhaupt nicht einseitig um eine Steigerung des Honigertrags, sondern um eine möglichst optimale Biene für die Imkerei, welche dem hiesigen Klima bestens angepasst und gut imkerlich zu bearbeiten ist, eine möglichst gute Stockhygiene pflegt und möglichst unanfällig auf die bekannten Bienenkrankheiten reagiert.
- Der Zuchtweg der Buckfast-Biene unterscheidet sich grundlegend vom Zuchtweg der beiden anderen hier heimischen Unterarten. Nicht «Reinrassigkeit» ist unser oberstes Ziel, sondern die Kombination möglichst vieler guter Eigenschaften. Damit stehen wir der natürlichen Selektion wesentlich näher, als alle Zuchtwege, die primär auf «Reinrassigkeit» ausgerichtet sind.
- Wir Buckfastimkerinnen und -imker sind stolz darauf, in der Schweiz Vorreiter der VSH-Zucht zu sein. Mit grossem persönlichem Aufwand betreiben wir schon seit Jahren unser VSH-Programm, um dank der Zucht einer varroa-verträglichen Biene zukünftig eine varroazidfreie Imkerei zu ermöglich. Dank europäischer Zusammenarbeit durften wir schon einige Erfolge verzeichnen (siehe Artikel von Paul Jungels «Genetisch bedingte Resistenz gegenüber der Varroa ist erreicht», erschienen in der SBZ, 03-23). Wir weisen an dieser Stelle gern darauf hin, dass wir all diesen
Aufwand zu 100 Prozent ehrenamtlich betreiben, ohne einen Rappen Unterstützung durch BienenSchweiz und ohne einen einzigen Franken Subvention durch das Bundesamt für Landwirtschaft!
Wir appellieren deshalb dringlich an unsere Verbandsleitung von Bienen Schweiz:
Tretet jeder Form von «Bienen-Rassismus» entschieden entgegen.
Setzt euch für Gleichbehandlung aller hier heimischen und anerkannten Bienen-Unterarten ein.
Vertretet die Interessen aller Imkerinnen und Imker.
Die Bienen können bestens miteinander auskommen. Das Problem liegt bei uns Imkern.
Wir danken dem Zentralpräsidenten und Zentralvorstand für alle Bemühungen, die ein gutes Miteinander unterstützen und verbleiben mit freundlichen Grüssen,
Karl Ruprecht, Präsident BIVS
Georges Biland, Christoph Füchslin, Tobias Maeder, Didier Maillard, Simon Spengler, Adolf Stadelmann (Mitglieder des Vorstands des BIVS)
Dieser Brief wurde zeitgleich an die Redaktion der Schweizerischen Bienenzeitung zwecks Publikation versendet und in der Augustausgabe 2023 veröffentlicht.
Besten Dank für alle Rückmeldungen.
Grosser Dank an alle Unterzeichner “OFFENER BRIEF”
Was der Vorstand und viele Mitglieder des BIVS zu Gunsten unserer Buckfast Bienen leisten (zu 100% ehrenamtlich) ist gewaltig.
In meinem und im Namen einiger nicht Buckfast- Imker aus der Region Solothurn
GRATULATION zu diesem OFFENEN Brief.
L.G. Chlöisu